Nach dem Präsidentschaftswahlsieg von Donald Trump lief es gut für die Aktienkurse der meisten großen amerikanischen Banken. Zu verlockend hörten sich die Wahlversprechungen zur baldigen Umsetzung einer großen Steuerreform und der Deregulierung des Bankwesens und der Wirtschaft an.

In Sachen Deregulierung des Finanzwesens muss Trump zu Gute gehalten werden, dass er auf diesem Feld bereits geliefert hat. Doch im Hinblick auf die absehbare Umsetzung von Trumps weit wichtigeren Versprechungen zur großen Steuerreform bei gleichzeitiger Auflage eines $1 Billion schweren Infrastrukturprogramms ist Sand ins Getriebe des Motors gekommen.

Bären kratzen an den Kursgewinnen

Unter Berücksichtigung des kongressionalen Geschacheres um eine erneute Anhebung der Schuldenobergrenze ließ sich eigentlich auch kaum etwas anderes erwarten. Unter Umständen spiegelt sich die wachsende Enttäuschung unter Investoren und Spekulanten in den aktuellen Aktienkursen der großen US-Banken.

Denn um diese ist es plötzlich gar nicht mehr so gut bestellt, nachdem manche Papiere wie jene von Goldman Sachs ganz plötzlich an der Schwelle eines Bärenmarkts kratzen. Zu der enormen politischen Unsicherheit in Washington gesellt sich nämlich momentan auch die Tatsache, dass Amerikas Großbanken mittels ihrer Zahlenwerke zuletzt alles andere als zu überzeugen wussten.     

So scheint sich unter Analysten immer mehr die Erkenntnis durchzusetzen, dass sich die Handelsgewinne unter den amerikanischen Großbanken in den kommenden Quartalen weiter abschwächen werden. Zählten Goldman Sachs und die Bank of America seit November des letzten Jahres zu den mit größten Profiteuren der Aktienmarktrallye, so lässt sich davon aus heutiger Sicht keineswegs mehr sprechen.

Insbesondere Dividendentitel der US-Großbank Goldman Sachs gerieten in der vergangenen Woche unter die Räder und blicken seit Anfang März dieses Jahres auf einen Kursrückgang, der sich seitdem auf knapp 17% kumuliert. Das Goldman-Papier ist also ausgehend von den zuletzt erreichten Hochs nicht mehr weit entfernt von einem kumulierten Kursrückgang von 20%, der den Beginn eines Bärenmarktes markieren würde.

Auch die Aktienkurse von Wells Fargo, Bank of America, JPMorgan Chase und Morgan Stanley sind seit Anfang März dieses Jahres allesamt um jeweils mehr als 10% in ihren Kursen zurück gekommen. Laut Analysten spiegelt sich in dieser Entwicklung nicht nur die Enttäuschung unter Investoren aufgrund von tendenziell sinkenden Gewinnen unter Banken.

Auch die Hoffnung auf eine diesjährige Umsetzung der großen Steuerreform sei unter den meisten Beobachtern bereits gestorben. Als Amerika das letzte Mal einer großen Steuerreform unterzogen wurde, blickte die Welt auf das Jahr 1986. Mit Ronald Reagan befand sich ein sehr populärer Präsident in Washington an der Macht, während die Umsetzung von dessen Steuerreform Unterstützung unter beiden Parteien des Kongresses genoss.

Heutzutage ist davon weit und breit nichts zu sehen. Noch nicht einmal in Donald Trumps eigener Partei der Republikaner sind sich die erhitzten Gemüter über die weitere politische Vorgehensweise einig. Wer sich den amerikanischen Finanzsektor ein wenig genauer anschaut, erkennt, dass der Bankensektor seine seit Jahresbeginn eingefahrenen Gewinne (knapp 10%) schon wieder fast komplett abgegeben hat.

Zu all den anderen genannten Faktoren mag sich auch Enttäuschung über die Zinsentwicklung in den USA breit machen. Hatte es vor gar nicht allzu langer Zeit so ausgesehen, als ob die Zinsen auf breiter Ebene zulegen würde, was Banken und Versicherern höhere Zinsmargen verschafft hätte, so ist die Zinsentwicklung an den richtungweisenden US-Bondmärkten schon wieder in die andere Richtung abgedriftet – nämlich nach unten.

Grund hierfür könnte sein, dass viele Bondinvestoren der Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft nicht über den Weg trauen, und von weit geringeren Wachstumsraten als offizielle Stellen ausgehen – wenn es nicht gar in absehbarer Zeit zu einer neuen Rezession und Schrumpfung der Wirtschaft kommen sollte.

Donald Trumps Steuerversprechen wären im Hinblick auf ein solches Szenario der einzig verbleibende Strohhalm, an dem sich Investoren an den Aktienmärkten noch festkrallen könnten.

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